Die 2 großen Wege des Qi Gong unterteilen sich in den aktiven und passiven Weg. Wobei der Aktive auch als „Aktives Qi Gong“ (Dong Gong) und der passive Weg als „Meditatives Qi Gong“ (Nei Gong oder Jing Gong), oder auch Stilles Qi Gong, bezeichnet wird. Unter aktivem Qi Gong versteht man Bewegungen, bei denen der Körper sich von einer Position in die andere bewegt, wie bei einem Tanz, oder in einer Position verharrt. Bei uns, im Westen und in China, sind diese „Übungen–in–Bewegung“ am populärsten. Diese teilweise spektakulären Übungen können kraftvoll, dynamisch und explosionsartig sein.
Aktives Qi Gong
das, wie die Bezeichnung schon verdeutlicht, als aktiv (yang) gilt, findet sich auch das Passive (Yin). Der Körper bewegt sich in völliger Harmonie und der Geist ist entspannt und ausgeglichen, er ist zur Ruhe gekommen. Man kann dies auch als „Meditation in Bewegung“ bezeichnen. Die Aufmerksamkeit ist auf die Vorgänge innerhalb des Körpers gerichtet. Der Geist folgt konzentriert den sanften, fließenden Bewegungen.
Qi Gong bringt Körper und Geist in Einklang und führt dadurch in einen Zustand tiefer Entspannung, klarer Wachheit und großer Vitalität. Wenn diese Ruhe und Konzentration in den Übungen fehlen, werden sie im Chinesischen als „leere Übungen“, als Übungen ohne großen Wert, bezeichnet.
In diesem Zusammenhang können folgende Qi Gong Methoden angeführt werden:
- Stehen wie ein Baum
- 8 Brokate Qi Gong
- 18–fache Figuren der Harmonie
- 5 Elemente Qi Gong
Stilles Qi Gong — Nei Gong
Beim Nei Gong (meditatives Qi Gong) ist der ganze Körper reglos. Der Übende sitzt entweder auf einem Stuhl, im Lotus–oder Fersensitz. Das Qi wird bei diesen Übungen, durch geistige Konzentration, Visualisierung und bestimmte Atemtechniken, bewegt und kontrolliert.
„Übungen–in–Ruhe“ gelten äußerlich als yin (passiv), innerlich jedoch als yang (aktiv). Der Körper verharrt in völliger Regungslosigkeit. Der Geist ist wach und konzentriert sich aktiv auf die Bewegungen des Qi.
Dieses stille Qi Gong lässt sich allerdings vom aktiven Qi Gong nicht absolut trennen. Denn Ruhe und Bewegung sind relative, keine absoluten, Prinzipien. Es geht darum, die richtige Balance zu finden zwischen Yin und Yang, nicht nur im Qi Gong, sondern auch im täglichen Leben. Somit hat Qi Gong auch einen direkten Einfluss auf das alltägliche Leben. Durch Qi Gong erlernt man die Fähigkeit alle Tätigkeiten im Alltag bewusst, entspannt und aufmerksam auszuführen. Es gibt uns die Möglichkeit wieder zu uns selbst zurückzukehren — in die Einheit von Körper, Geist und Seele.
Manchmal beginnt ein neuer Weg nicht damit, Neues zu entdecken, sondern damit Altbekanntes mit ganz neuen Augen zu sehen.
Podcasts zu Nei Gong
3 geführte Meditationen
Großer Himmlischer Kreislauf
Diese Übung wird oft auch als „Makrokosmischer Umlauf“ bezeichnet. Hierbei zirkuliert das Qi durch den ganzen Körper, d.h. es zirkuliert durch Beine, Arme, Lenkergefäß und Konzeptionsgefäß.
Die Technik
Setz dich mit nicht überkreuzten Beinen auf einen Stuhl oder leg dich hin. Die Hände ruhen auf dem Dantien und die Zungenspitze berührt den oberen Gaumen. Atme entspannt durch die Nase ein und aus. Dann richte ein paar Minuten lang die Konzentration auf das Dantien. Lenke nun das Qi vom Dantien hinunter zu den Genitalien und über den Damm, das Lenkergefäß, nach oben. Anschließend läuft das Qi an der Vorderseite hinunter und erreicht wieder das Dantien. Damit ist eine Runde des „Kleinen Himmlischen Kreislaufs“ gemacht. Diese bildet die Grundlage für den „Großen Himmlischen Kreislauf“.
Als nächstes fließt das Qi vom Dantien, über die Außenseite der Beine, hinunter zu den Füßen und wird, an der Innenseite der Beine, wieder hinaufgezogen. Nun lenke das Qi den Rücken entlang bis zur Mitte zwischen den Schulterblättern. Dort spaltet sich der Strom und fließt, an der jeweiligen Innenseite der beiden Arme, zu den Händen und wieder, an der Außenseite der Arme, zurück zum Rücken. Jetzt bewegt sich das Qi über den Kopf, an der Vorderseite des Körpers hinunter, zum Dantien. Somit ist ein Umlauf beendet. Das Qi fließt dann wieder die Außenseite der Beine hinab, die Innenseite der Beine hinauf, den Rücken entlang usw..
Lass auf diese Weise das Qi strömen so lange du dich wohl fühlst.
Es ist nicht notwendig den Atem auf die Meditation abzustimmen. Das Qi wird allein, durch das Bewusstsein, gelenkt.
Reinigung des Gehirns
Setz dich bequem auf einen Stuhl. Verwende ein paar Minuten, um deine Atmung zu beobachten und bewusst und tief ein–und auszuatmen bis du ruhig atmest. Nimm dann einen tiefen Atemzug durch die Nase und stell dir vor, wie sich mit dieser Einatmung heilendes Qi, in Form von weißem Dunst, den Bauch hinunter, bis zur Basis der Wirbelsäule, zieht. Während du vorsichtig den Atem anhältst, dringt er durch das Steißbein in die Wirbelsäule ein, die du dir als leere Röhre vorstellst. In diese lässt du den Dunst nun aufsteigen. Spür wie er, durch die einzelnen Segmente der Wirbelsäule, nach oben steigt bis er den Kopf erreicht. Hier tritt er aus dem Rückgrat aus und wirbelt um das Gehirn herum. Das Qi bewegt sich wie eine windzerzauste Wolke. Schick es durch alle Lappen, Höhlen und Gewebe des Gehirns. Vor allem dorthin, wo es vor deinem inneren Auge schwer fällt es hinzuschicken bzw. wo etwas blockiert ist. Beim Ausatmen lass den Atem einfach durch deinen Mund ausströmen. Jetzt ist der Dunst dunkel gefärbt, schwärzlich oder grau. Nach dem Ausatmen kehre zurück zu deiner natürlichen Atmung. Atme einige Male ein und aus bevor du die Übung wiederholst.
Wiederhole diese Übung insgesamt 3 Mal, oder so oft du möchtest. Stell dir beim letzten Ausatmen vor, du bläst alle Wolken weg, die den klaren Himmel verdunkelt haben.
Konzentriere dich dann auf den Scheitel und halt in deiner Vorstellung das Bild, eines strahlend blauen Himmels, fest.
Kleiner Himmlischer Kreislauf
Bei dieser Meditation wird das Qi entlang des wichtigsten Yang Meridians, dem Dumai (Lenkergefäß) und dem wichtigsten Yin Meridian, dem Renmai (Konzeptionsgefäß), geführt. Diese beiden Meridiane dienen dazu, den Fluss der Yang–und Yin Energie, in den zwölf Meridianen, zu regulieren. Ein wichtiges Ziel des Qi Gong ist einen starken Qi Strom durch diese beiden Kanäle zu erzeugen, sodass mehr Qi in die Nebenkanäle (Organmeridiane) fließt. Weiters bewirkt diese Meditation eine bessere Kommunikation der beiden Meridiane untereinander.
Stell dir vor das Lenkergefäß beginnt am Steißbein, zieht sich entlang der Wirbelsäule, über den Kopf und endet am oberen Gaumen. Das Konzeptionsgefäß dagegen beginnt an der Zungenspitze und endet, an einem bestimmten Punkt, in der Mitte des Damms (huiyin — „Zusammenkunft mit dem Yin“). Somit ist der Stromkreis an zwei Stellen geöffnet: zwischen Damm und Steißbein und zwischen dem oberen Gaumen und der Zungenspitze. Diese Lücken werden durch die Meditationsübung geschlossen.
Während des Einatmens berührt die Zungenspitze den oberen Gaumen und während des Ausatmens lässt du sie wieder fallen und im Unterkiefer ruhen. Atme vom Steißbein ausgehend, der Wirbelsäule entlang nach oben, über den Kopf (Baihui) bis zum oberen Gaumen. Währenddessen zieh die Beckenbodenmuskulatur ganz leicht nach oben, so als würdest du die unteren Öffnungen schließen. Am Gaumen angekommen, lass die Zunge fallen und atme leicht durch den Mund aus, wobei du das Qi von der Zungenspitze, an der Vorderseite des Körpers, zum Dammpunkt hinunter leitest. Sobald du wieder mit dem Einatmen beginnst berührt die Zungenspitze den oberen Gaumen. Somit ist ein Kreislauf beendet. Mache insgesamt 9 solcher Kreisläufe durch.